Sparen und genießen: Tipps und Empfehlungen
Ungesund, unnatürlich und teuer. Drei der beliebtesten Vorurteile gegen pflanzliche Ernährung.
Tatsächlich gibt es immer noch Cafés und Restaurants, die für Pflanzenmilch im Kaffee Aufschläge verlangen. Die wenigen veganen Optionen auf der Speisekarte sind gefühlt doppelt so teuer wie die “normalen“ Versionen mit Fleisch und Milch.
Auch beim Einkaufen kosten Sojajoghurt, veganer Käse und das tierleidfreie Eis in einigen Fällen deutlich mehr als das „Original“. Dass der wirkliche Preis (Tierleid, Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung etc.) bei den tierischen Formen deutlich höher ist, steht auf dem Kassenbong am Ende natürlich nicht drauf.
Aber muss der tierfreundliche und umweltschonende Einkauf immer dein Konto leeren? Oder gibt es abseits von Nudeln mit Ketchup noch weitere Möglichkeiten zu sparen, ohne auf Genuss und Abwechslung zu verzichten?
Ich zeige dir, wie du unkompliziert und günstig deinen Kühlschrank füllen kannst und verrate dir ein paar meiner persönlichen Tricks.
Wo kannst du sparen?
Vegan Einkaufen im Supermarkt
Auf einer Verkaufsfläche von 400 bis 1.500 Quadratmetern bieten Supermärkte ein riesiges Warenangebot an. Immer häufiger findest du bei Rewe, Edeka, Kaufland und Co. auch ein umfangreiches veganes und vegetarisches Sortiment. Je nach Geschäft hast du pflanzliche Produkte alle übersichtlich in speziellen Ecken und Regalen angeordnet oder etwas unübersichtlicher, verteilt zwischen den „anderen“ Angeboten. Einige Supermärkte haben mittlerweile sogar an den Preisschildern kleine Extrazeichen, sodass du rein pflanzliche Produkte gut erkennen kannst.
Da die Supermarktketten die vegane Ernährung als gute Möglichkeit der Eigenwerbung erkannt haben, wird das Angebot und auch die deutliche Kennzeichnung sich in der nächsten Zeit vermutlich noch erweitern.
Leider verwechseln einige Menschen eine vegane Ernährung immer noch mit einer Diät, sodass du viele pflanzliche Produkte auch neben den Verkaufsregalen von zucker- und fettreduzierten Diätlebensmitteln findest. Populär aber vollkommen überflüssig ist auch die räumliche Verbindung von glutenfreien Waren und veganen Produkten.
Immer beliebter werden auch vegane Eigenmarken. Edeka nutzt die bunte pflanzliche Marke „vehappy“ um günstig Sojajogurt, Tofu und vegane Schnitzel zu vermarkten.
Bei Kaufland kannst du mit der Eigenmarke „K-take it veggie“ sparen. Aber Achtung, unter der Marke werden auch vegetarische Produkte verkauft, sodass du genau hinschauen musst, ob Käse, Milch oder Eier enthalten sind.
Mit der veganen Eigenmarke von Rewe kannst du ebenso sparen und erhältst eine solide Auswahl von veganer Fleischwurst bis zum Sojajogurt. Mit „Rewe Bio + vegan“ kannst du zudem noch die Umwelt schonen. Rewe hat aber nicht nur die Eigenmarke im Angebot. Als veganfreundlichster Supermarkt 2021 beeindrucken besonders Filialen in Großstädten mit einem sehr umfangreichen veganen Produktsortiment. Seit September 2022 kannst du in einigen Rewe Märkten veganen Käse, Wurst, Fleischalternativen und pflanzliche Feinkostsalate sogar an einer Bedientheke kaufen. Eine Übersicht der Märkte findest du hier.
2022 hat die Tierschutzorganisation PETA Globus zum veganfreundlichsten Supermarkt in Deutschland gekürt. Neben einen ansehnlichen Sortiment veganer Produkte der üblichen Marken wie Alpro, Oatly und Co. punktet Globus auch mit Fleisch- Fisch und Käsealternativen der Eigenmarke. Bei über 1500 veganen Artikeln wirst du bestimmt fündig.
Vegan Einkaufen beim Discounter
Wer günstig einkaufen will, geht zum Discounter. Ursprünglich war die Idee der Discounter, durch eine begrenzte Sortimentsvielfalt, einer funktionalen Ladengestaltung und minimalen Kundenservice Produkte besonders günstig verkaufen zu können. Inzwischen haben sich die Discounter zwar in vielen Punkten den Supermärkten angeglichen, stehen dennoch weiterhin für den erschwinglichen Einkauf.
Besonders bei der Sortimentsvielfalt hat sich in den letzten Jahren im Discountbereich einiges getan. Zum Glück auch bei den pflanzlichen Artikeln.
Lidl wurde von PETA für seine vegane Eigenmarke „Vemondo“ im Rahmen des Vegan Food Award 2022 zum Sieger gekürt. Ergänzt werden die 50 rein pflanzlichen Vemondo-Produkte durch zahlreiche weitere vegetarischen und veganen Artikel anderer Marken.
Auch Aldi Süd hat bei seinen pflanzlichen Produkten ordentlich aufgerüstet und erweitert sein Sortiment stetig. Von veganem Backfisch bis hin zu gelatinefreien Gummibärchen, kannst du dich für vergleichsweise wenig Geld mit tierfreundlichen Leckereien eindecken.
Aldi Nord hat nach meinem eigenem Empfinden zwar weniger tierfreundliche Produkte im Sortiment, wirbt aber ebenfalls vermehrt mit fleischfreien Lebensmitteln.
Unter den treffenden Slogan „Food for Future“ bekommst du auch bei Penny eine große Auswahl veganer Produkte. Mit Highlights wie fertige pflanzliche Burger und Hotdogs, setzt sich Pennys Angebot von anderen Discounter ab.
Persönlich etwas enttäuscht bin ich derzeit noch von Netto. Als Teil der EDEKA-Gruppe bietet der gelbe Discounter zwar ebenfalls unter der veganen Marke „vehappy“ einige Artikel zu günstigen Preisen an die Auswahl ist gegenüber anderen Discountern aber (noch) gering.
Schnäppchen möglich: Vegan in Bioladen und Reformhaus
Ein durchschnittlicher Einkauf im Biomarkt ist definitiv teurer als im Discounter. Dafür bekommst du aber nicht nur umweltfreundlichere Produkte, sondern hast auch bei dem pflanzlichen Sortiment eine noch größere Auswahl. Leistung hat eben ihren Preis. Allerdings garantiert ein teurer Preis nicht per se einen guten Geschmack. Einige vegane Ersatzprodukte in Bioqualität sind geschmacklich noch in den 2000er steckengeblieben und erinnern mehr an muffigen Schuhsohlen. Sparen kannst du auch hier bei Sonderaktionen, mit Eigenmarken und MDH-Ware.
Drogerien als veganes Schnäppchenparadies?
Rossman, Müller und Dm haben schon seit Jahren ein umfassendes vegetarisches und veganes Produktsortiment. Du die Vermarktung unter eigener Marke sind die Produkte oft nicht teurer als im Discounter und in einigen Fällen sogar billiger. Die Qualität leidet hier selten. Bei Ökotest und Co. schneiden die Produkte nicht selten mit guten bis sehr guten Ergebnissen ab.
Ökologisch korrekt: Wochenmärkte und Unverpackt-Läden
Frische Produkte bekommst du seit Jahrzehnten auf Wochenmärkten. In den letzten Jahren erweitern Unverpackt-Läden das Angebot an Artikeln die nicht in 20 Plastikverpackungen stecken. Preislich kannst du als Single eventuell sparen, da du genau die Menge einkaufen kannst, die du benötigst. So reduzierst du nicht nur den Verpackungsabfall, sondern ebenfalls deine Lebensmittelabfälle.
In Großstädten: Asia-Shops
Lebst du auf dem Land, hast du hier vermutlich wenig Sparpotenzial. In größeren Städten gibt es einige asiatische Lebensmittelläden, die Reis, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte zu relativ günstigen Preisen anbieten. Allerdings sind Tofu und ähnliches in diesem Fall selten Bio und ebenso selten aus Europa. Interessant sind asiatische Lebensmittelläden aber auch durch die große Auswahl exotisch duftender Gewürze und scharfer Soßen.
Großes Angebot und einige Schnäppchen
Vor einigen Jahren hast du viele rein vegane Produkte ausschließlich in spezialisierten Onlineshops erhalten. Zum Glück hat sich das geändert. Geblieben ist aber eine extrem große Vielfalt an allen erdenklichen pflanzlichen Lebensmittel, die praktisch keine Wünsche offenlassen.
Vom veganem Weihnachtsbraten bis zum tierleidfreien Schokoosterhasen bekommst du bei „velivery“, „kokku–online“, „hallo-vegan“, „vekoop“ und Co. vegane Shrimps ebenso wie klassische Sojadrinks und bunte Hülsenfrüchte.
Restpostenshops wie „Motatos“ oder „Sirplus“ sind zwar nicht komplett vegan, bieten aber auch einige pflanzliche Produkte zu guten Preisen an.
Beim Onlineshop „Veggie Specials“ hast du hingegen eine kleine Auswahl pflanzlicher Lebensmittel aus Lebensmittelrettungen zu günstigen Preisen.
Spartricks: Günstig, lecker und tierfreundlich
Eigenmarken & No-Name-Produkte
Wie bereits oben erwähnt, kannst du mit dem Kauf von Eigenmarken und No-Name-Artikeln deinen Geldbeutel schonen und musst damit selten auf Genuss verzichten. Zumeist stecken hinter den Eigenmarken sowieso bekannte Hersteller, die im Auftrag von den Discountern besagte Artikel produzieren.
Angebote & Coupons
Klar lohnt sich für jede Schnäppchenjägerin der Blick auf die wöchentlichen Angebotsprospekte. Seit einiger Zeit ergänzen Coupons dein Sparpotenzial. Durch die Nutzung der Apps von Lidl, Rewe, Payback und Co. kannst du häufig ein paar Cents einsparen. Bezahlen musst du das mit deinen Daten.
Foodsharing und Resteküche
Eine weitere beliebte Sparapp ist „To good to go“, mit der du bei unterschiedlichen Unternehmen abends „die Reste“ zu einen günstigen Preis abholen kannst. Allerdings sind die angebotenen Waren nicht immer vegetarisch bzw. vegan.
In größeren Städten und im Internet findest du diverse Foodsharing-Gruppen, die privat Lebensmittel verschenken und teilen.
Gleichzeitig lohnt sich auch die klassische Resteküche. Unterstützung und kreative Ideen für die genussvolle Resteverwertung bekommst du auf den traditionellen Rezeptseiten ebenso wie durch spezialisierte Apps wie „Zu gut für die Tonne“ oder „Restegourmet“.
Oft länger gut
Durch zahlreiche Kampagnen konnte der Mythos um das Mindesthaltbarkeitsdatum (MDH) entkräftet werden. Kurz gesagt: Das MDH ist kein Endzeitdatum, sondern lediglich ein Zeitpunkt bis zu dem die Hersteller von Produkten garantieren müssen, dass ihre Ware keinerlei Mängel aufweist. Etliche Lebensmittel sind deutlich länger haltbar.
Mit diesen Wissen kannst du aktiv Geld sparen und nebenbei die Umwelt schonen.
Neben den bereits vorgestellten Resteshops im Internet findest du auch in klassischen Lebensmittelläden oft eine kleine Ecke mit reduzierten Artikeln, dessen MDH in kürze überschritten wird. Zudem musst du auch in deiner eigenen Küche keinen Joghurt mehr entsorgen, weil das MDH seit 2 Tagen überschritten ist. Nutze einfach die klassische Regel: Anschauen, riechen und im letzten Schritt eine kleine Menge probieren.
Back to Basics
Mit Fertigprodukten kannst du zwar Zeit sparen, Geld aber selten. Fertige Pflanzenschnitzel, die du nur noch in der Pfanne erwärmen musst, sind für den stressigen Alltag super, aber dauerhaft der Feind deines Kontos. Leider sind pflanzliche Ersatzprodukte oft nochmals teurer als die tierischen Alternativen. Ein Hauptgrund, warum vegane Ernährung als teuer und exklusiv verrufen ist. Die simple Lösung: Back to basics. Nutze Grundnahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Nudeln, Kartoffeln und anderes Gemüse und kombiniere diese mit ein paar fertigen Zutaten. So sparst du Zeit und Geld ohne auf Genuss verzichten zu müssen.
Hier findest du noch eine kleine Liste mit Hacks, wie du unkompliziert in der Küche Zeit sparen kannst.
Think Big
Auch als Single lohnen sich Großpackungen. In der Regel sind Großpackungen deutlich günstiger als ihre kleinen Schwestern. Vergleichst du den Kilopreis einer 500 Gramm Tüte Kichererbsen mit einer 2 oder 5 Kilopackung, sparst du nicht selten 50 Prozent und mehr ein.
Besonders Trockenware wie Hülsenfrüchte, Nudeln, Reis und Haferflocken kannst du unkompliziert in großen Einheiten kaufen und gut verschlossen in deinen Vorratsschränken lagern. Aber auch bei Joghurts und Co. sind 500 Gramm Becher preiswerter als die kleinen Varianten. Nebenbei reduzierst du deinen Müllberg am Ende des Monats.
Persönliche Favoriten:
Kaufst du häufiger online ein, bist du vermutlich bereits auf „Koro“ gestoßen. Eine Drogerie die mit großen Verpackungen und transparenten Preisen für sich wirbt. Etwas weniger bekannt, aber nach meinen eigenen Erfahrungen durchaus zu empfehlen ist der Onlineshop von „Süß und Clever“. Hier bekommst du ebenfalls Basics wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Müsli in größeren Einheiten. Zugleich sind die meisten Produkte Bio zertifiziert und umweltfreundlich verpackt.
Abseits des Onlinewelt kannst du dich mit ein paar Verbindungen in Großmärkten wie „Metro“ oder „Cash and Carry“ umschauen. Um dort einkaufen zu können benötigst du einen Gewerbeschein. Diesen bekommst du, wie der Name bereits vermuten lässt, wenn du ein Gewerbe betreibst. Hast du kein eigenes Gewerbe, kannst du eventuell mit Freunden oder Verwandten sprechen, die ein Gewerbeschein besitzen und dich zum Einkaufen mitnehmen.
Zum Ende ein spezieller Tipp für Tofu-Fans. In der Metro bekommst du günstig 2 Kilo Packungen Bio-Naturtofu von „Berief“ mit Sojabohnen aus Deutschland.
Was du mit Tofu alles machen kannst und vor allem wie du ihn richtig zubereitest, erfährst du in Kürze.
Fazit
Eine ausgewogene pflanzliche Ernährung muss nicht teuer sein. Es gibt einige Möglichkeiten, wie du unkompliziert deinen Geldbeutel schonst, ohne auf Genuss zu verzichten
Gleichzeitig hat Qualität auch seinen Preis. Dass Bioprodukte und fair gehandelte Lebensmittel teurer sind, hat seinen Sinn. Aber nicht nur die Umwelt sollte dir ein höherer Preis wert sein. Hast du die Möglichkeiten, sei es dir selber wert! Essen ist mehr als die Zufuhr von Nährstoffen und Energie zum Überleben. Mach dir das Leben nicht schwer, indem du krampfhaft hinter jedem Angebot herläufst. Du lebst nur einmal. Genieße dieses Leben in jedem Moment. Das fängt bei deinem Frühstück an.
Disclaimer
Ich stehe in keinerlei Verbindung zu den genannten Unternehmen und erhalte weder Geld noch andere Vergünstigungen durch diesen Beitrag. Sämtliche Anmerkungen und Empfehlungen beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen und meinem Wunsch, dass eine genussvolle, pflanzenbasierte Ernährung für jede und jeden unabhängig der finanziellen Situation möglich ist.