Zwischenfazit und flexitarische Ernährung
Selbst wenn du dich nicht intensiv mit Ernährung und Tierrechte auseinandersetzt, kommst du um den Begriff einer flexitarischen Ernährung nicht herum. Von der Weltgesundheitsorganisation, über Fast Food Restaurants bis hin zu Hundefutterproduzenten wird eine flexitarische Ernährung angepriesen und fürs Marketing missbraucht.
Aber was genau ist eine flexitarische Ernährung? Ist das Konzept der „Teilzeitvegetarier*innen“ wirklich nachhaltig oder vielmehr eine einfache Möglichkeit das eigene Gewissen zu beruhigen?
Doch bevor wir uns dem Sinn und Unsinn einer flexitarischen Ernährung widmen kannst du dir nach 3 Wochen vegan Challenge erst einmal selber auf die Schulter klopfen.
21 Tage vegan - Dein Zwischenfazit
Statistisch betrachtet, hast du in den letzten 21 Tagen über 1,4 Tieren das Leben gerettet. Nebenbei hast du mehr als 23.400 Liter Wasser eingespart und eine Landfläche von 48,6 Quadratmetern geschützt. Nicht zuletzt hast du alleine durch die Entscheidung was auf deinem Teller landet, 38,1 Kilogramm CO2 eingespart. Aber das sind nur die nackten Zahlen. Entscheidender sind die Auswirkungen, die sich nicht in Zahlen fassen lassen.
Du hast in den 3 Wochen gezeigt, dass ein Leben nicht auf der Ausbeutung anderer Lebewesen und unserer Umwelt aufbauen muss. Dass eine überwiegend pflanzliche Ernährung anfangs zwar mit ein paar Herausforderungen verbunden ist, aber nicht unmöglich. Du bist ein Vorbild. Teil einer Gemeinschaft und zugleich der Stein, der eine Lawine zu einem bewussteren Konsum lostreten kann.
Sei stolz auf dich und egal ob es ein paar Momente gab, die nicht so optimal liefen, gehst du in die richtige Richtung.
Flexitarisch: Alibi oder Fortschritt?
Flexitarisch ist zu dem Modewort des 21. Jahrhunderts aufgestiegen.
Erst 1998 tritt der Begriff „flexitarisch“ erstmals in Erscheinung. Bereits 2003 kürt die American Dialect Society den Begriff „flexitarian“ zum „…Nützlichsten Wort oder Phrase, die eine Lücke im Wortschatz füllt“.
Flexitarier*innen sind laut Duden „Personen, die sich überwiegend vegetarisch ernähren, aber gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu sich nehmen“.
Die Realität des Flexitarismus sieht allerdings nicht ganz so schön aus, wie uns der Duden glauben lässt.
Flexitarisch – „Ich esse auch nur ganz selten Fleisch“
Sobald du dich als Vegetarier*in oder Veganer*in outest, erleben deine Mitmenschen eine plötzliche Transformation und versichern dir in der Regel, …“auch nur noch ganz selten Fleisch zu essen…“. Natürlich vom Bauern nebenan.
Im Jahr 2020 gaben laut einer Studie ganze 44 Prozent der Befragten an, sich flexitarisch zu ernähren. Zugleich ist der Fleischkonsum in Deutschland aber seit 2005 nur um rund 3,3 Kilogramm pro Person gesunken.
Die Gründe für eine flexitarische Ernährung sind sehr unterschiedlich und reichen von gesundheitlichen Vorteilen über Klimaschutz bis hin zur Ablehnung der Massentierhaltung. Genauso unterschiedlich ist die Umsetzung der flexitarischen Ernährung.
Bewusster Fleischkonsum?
Wie bereits angedeutet ist das Konzept des Flexitarismus nicht einheitlich definiert. In der Praxis zeigt sich ein Spektrum von 1 bis 2 Fleischmahlzeiten pro Monat bis hin zu dem Austausch von Rindfleisch gegen Hähnchenfleisch. In vielen Medien wird zudem auch auf „Fleisch aus artgerechter Haltung“ verwiesen. Zugleich liegt der Bioanteil bei Fleisch je nach Tierart zwischen 2, 6 bis 3,6 Prozent.
Die Idee eines reduzierten Fleischkonsums ohne extremen Dogmatismus und den Gefühl auf etwas verzichten zu müssen, erscheint in der Theorie verlockend und erstrebenswert. Schließlich zählen jedes gerettete Huhn und jedes Kalb, das nicht als Wiener Schnitzel endet. Im wirklichen Leben zeigt sich das Konzept des „Teilzeitvegetariers“ bzw. seine Umsetzung als problematisch.
Flexitarismus: Kritikpunkte
Der zwar leicht gesunkene aber weiterhin hohe Fleischkonsum in Deutschland offenbart die Alibifunktion der flexitarischen Ernährung. Bei einer ehrlichen Umsetzung eines „bewussten Fleischkonsums“ sollten sich deutlicher Veränderungen, sowohl bei der Menge wie auch beim Bioanteil zeigen.
Die Zahlen lassen vermuten, dass viele Flexitarier*innen lediglich ihr eigenes Gewissen beruhigen wollen und gleichzeitig zu wenig über die realen Auswirkungen ihres Konsums reflektieren.
Besonders (Fleisch)Unternehmen nutzen gerne den Begriff der flexitarische Ernährung und bewerben damit ihre Produkte. Teilweise werden sogar Frikadellen denen ein paar Paprikastücke zugefügt wurden damit vermarktet. Die Gefahr, dass dadurch die Idee des Vegetarismus und einer möglichst tierleidarmen Ernährung verwässert wird, ist deutlich zu erkennen.
Nicht selten verwechseln Menschen eine flexitarische Ernährung zudem mit einer Diät zu Gewichtskontrolle. Durch den bewussteren Verzehr von Fleisch wollen sie einige Kilos verlieren.
Der benötigte gesellschaftlicher Wandel, ist unter diesen Umständen nicht möglich. Zudem steigt das Risiko von Essstörungen.
Das Potenzial flexitarischer Ernährung
Die Welt wird nicht von heute auf morgen vegan. Und auch nicht vegetarisch. Dennoch hat sich in den letzten Jahren einiges zum positiven entwickelt und das Bewusstsein, das hinter einem Stück Fleisch der Tode eines Lebewesen steht, ist gewachsen. Gewachsen sind zudem die Sorgen über den Klimaerwärmung, bei der die landwirtschaftliche Tierhaltung eine entscheidende Rolle spielt.
Ein gesellschaftlicher Wandel ist notwendig, wird aber nur in kleinen Schritten funktionieren. Ein bewussterer Fleischkonsum ist ein einflussreicher Teil dieses Wandels.
Es bringt in der Summe mehr, wenn alle Personen in Deutschland ihren Fleischkonsum um 30 bis 50 Prozent reduzieren, als wenn eine kleine Minderheit sich rein pflanzlich ernährt und jegliche tierischen Bestandteile in ihren Alltag meiden.
Durch eine deutliche Reduzierung des Fleischanteils kann jeder Mensch nicht nur Tierleben retten, sondern auch das Klima schützen, den Wasserverbrauch reduzieren und wertvolle Landflächen bewahren.
Wenn die Politik zugleich Landwirt*innen bei der Umstellung auf „artgerechtere“ Tierhaltung unterstützen, kann das Gesamtkonzept einer flexitarischen Ernährung der erste Schritt in die richtige Richtung sein.
Fazit
Die Idee einer flexitarischen Ernährung wird derzeit leider häufig als Werbemasche und zur Gewissensberuhigung missbraucht. Die Zahlen sprechen gegen eine ehrliche Umsetzung des bewussten Fleischkonsums in Deutschland. Dennoch hat die flexitarische Ernährung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ein großes Potenzial. Und meiner Meinung nach auch ein größeres als eine rein vegane Ernährung. Entscheidend ist, dass sich möglichst viele Menschen Gedanken um ihren Fleischkonsum machen und reflektieren, was sie selbst mit Messer und Gabel erreichen können.
Durch eine deutliche Reduzierung des Fleischkonsums in Deutschland (und der Welt) können wir wertvollen Ressourcen schützen und aktiv Lebewesen retten.
Selbstverständlich ist nicht nur der Fleischkonsum das Problem. Auch hinter den massenhaften Konsum von Milch, Eiern und weiteren tierischen Produkten versteckt sich Tierleid und eine enorme Verschwendung unserer natürlichen Ressourcen.
Die flexitarische Ernährung hat das Potenzial zu eine gesamtgesellschaftlichen Wandel. Mit dem Ziel eines bewussten und nachhaltigen Lebens, dass alle Menschen einlädt und sich nicht in Dogmatismus und Radikalität verliert.
Du bist dir unsicher, ob eine vegetarische oder vegane Ernährung für dich passt? Oder willst du einfach mehr pflanzliches auf deinen Teller bringen, ohne dich in eine Schublade zu stecken?
Egal ob du dich vegan, vegetarisch oder einfach bewusster ernähren möchtest. Gerne unterstütze ich dich auf deinen Weg. Mit einer individuellen Ernährungsberatung helfe ich dir, deine persönlichen Ziele zu erreichen. Mit Genuss und Vielfalt. Nutze einfach dein persönliches, kostenloses und unverbindliches Informationsgespräch.