Die größten Fehler bei veganer Ernährung: Teil 2

Fehler 2: Einseitige Ernährung

Im ersten Teil hast du bereits erfahren, wie gefährlich Unterernährung und Nährstoffmangel sein kann. Heute schauen wir uns die schwerwiegenden Folgen einer durch Mythen und pseudowissenschaftlichen Behauptungen einseitigen Ernährung an. Bereit hinter die die glitzernden Versprechen der Werbung und der selbsternannten Food-Influencer zu schauen?

Was darf ich eigentlich noch essen?

Löcher im Darm durch Gluten. Genmanipulierter Weizen, der die Gesundheit schädigt. Männer denen durch Sojakonsum Brüste wachsen. Allergische Reaktionen durch Histamin aus Tomaten. Und Kohlenhydrate die alleine Schuld an einer weltweiten „Adipositas-Pandemie“ sind….

Die Warnungen vor diesen und jenen Nährstoffen und Lebensmitteln sind unzählbar. Befeuert durch das Internet und die sozialen Medien wird praktisch jeden Tag ein neues „Supergift“ gefunden. Oder ein altes erfährt sein Comeback. Die Frage ist, was ist dran an den Behauptungen und was kannst du überhaupt noch unbesorgt essen?

Schauen wir uns 3 der populärsten Ernährungsmythe an.

Einseitige Ernährung durch "Frei von..." Produkte

Frei von...der Warheit

Schlank mit Low Carb?

Salopp zusammengefasst sind bei Anhänger*innen der Low Carb Ernährung alle kohlenhydratreichen Lebensmittel böse und zaubern praktisch in geringsten Mengen schwabbelige Fettpolster auf die Hüften. Sobald du aber Getreide, Obst und Co. „einfach“ weglässt, kannst du essen was du willst und wirst trotzdem schlank und schön wie ein Topmodel sein. Sagen zumindest passionierte Low-Carbler.

Fakt ist: Low Carb-Diäten funktionieren wirklich. Zumindest so gut bzw. schlecht wie andere Diäten auch. Das heißt je nach Quelle nehmen 3 von 10 Personen dauerhaft ab. Die Übrigen 7 sind in wenigen Monaten wieder bei ihren Ausgangsgewicht oder übertreffen dieses noch. Der JoJo-Effekt lässt grüßen.

Low Carb Logo
Low Carb
Fragliche Erfolge

Der vermeintliche Vorteil bei Low Carb ist ein anfänglich sehr schneller Gewichtsverlust. 1 oder 2 Kilo in der ersten Woche sind locker zu schaffen. Die schlechte Nachricht: Du verlierst hauptsächlich Wasser. Deine wärmenden Fettpölsterchen bleiben dir erst einmal erhalten.

An dieser Stelle würde ich gerne noch einiges zu der Bedeutung von Kohlenhydraten für deine Gesundheit schreiben oder darauf eingehen, dass man bei Low Carb vermutlich auch abnimmt, weil es oft ziemlich bescheiden schmeckt, aber fürs erste muss das reichen.

Die gesunde Alternative

Statt radikal alle Kohlenhydrate aus dein Leben zu schmeißen, sortierst du lieber. Von den vollwertigen Kohlenhydraten in Haferflocken, Linsen, Kartoffeln und Co. kannst du dir einiges auf den Teller schaufeln. Gratis dazu bekommst du darmfreundliche Ballaststoffe und gesunde Mineralien.

Die Zufuhr von Auszugsmehl und Zucker begrenzt du besser. Das heißt nicht, dass du auf Kekse, Donuts und Co. komplett verzichten musst. Aber in derartigen Produkten ist nur noch ein Krümmel an gesunden Vitaminen und Mineralstoffen vorhanden. Sättigende Ballaststoffe fehlen meist gänzlich. So hast du zwar kurzzeitig deinen Genuss befriedigt, dein Bauch wird sich aber innerhalb kurzer Zeit grummelnd über Arbeitslosigkeit beschweren und nach mehr Essen fordern. Zudem fährt dein Blutzuckerspiegel Achterbahn und Heißhunger ist vorprogrammiert. Eine gute Orientierung ist die vegane Ernährungspyramide.

Gluten: Der Feind in deinem Brot!

Falls du noch nicht weißt, was Gluten ist, einfach mal im Internet eingeben. Am besten direkt in Kombi mit „Leaky Gut/Löchriger Darm“, „gesundheitsschädlich“ oder „Übergewicht“.

Die Mythe zu Gluten und seiner Zerstörungskraft sind vielfältig und zugegeben äußerst kreativ.

Fakt ist: Stichhaltige Beweise gibt es nicht. Die gesundheitlichen Schäden von Glutengenuss wurden entweder an Mäusen, im Reagenzglas oder an einer kleinen Anzahl einzelner Personen beobachtet.

Dass eine Handvoll Menschen aus zumeist ungeklärter Ursache auf den Konsum von Gluten reagieren, ist selbstverständlich Beweis genug, um vor einer weltweiten Glutenvergiftung zu warnen, die in wenigen Jahren die gesamte Menschheit ausrotten wird. Nur wer sich als fähig erweist und Gluten meidet wie der Teufel das Weihwasser, wird überleben und ganz nebenbei super schlank und schlau…

Wie ähnlich du im Weiteren einer gentechnisch veränderten Maus in einem Plastikkäfig und einer bunten Flüssigkeit in irgendein Laborreagenzglas bist, kannst du frei entscheiden.

Gluten: Der Feind in deinem Brot
Das Böse versteckt sich in deinem Brot...
„Frei von…Nutzen“

Auch wenn Labels wie „Frei von…Gluten“ oder „Frei von…Zucker“ zu kleinen Goldgruben für die Lebensmittelkonzerne geworden sind, sagen sie zumeist nichts über den gesundheitlichen Stellenwert der gelabelten Produkte aus.

Besonders beliebt sind die Siegel auf stark verarbeiteten Fertigprodukten. Die Hintertürchen, die die Logos offenlassen, sind abwechslungsreich. „Frei von künstlichen Aromen“ bedeutet zum Beispiel, dass natürliche Aromen die ebenfalls im Labor entstanden sind, weiter enthalten sein können und zumeist auch sind. „Frei von Gluten“ ist alleine für Menschen mit Zöliakie bedeutsam. Für diese Personen sind derartige Kennzeichnungen ein Segen und erleichtern den Einkauf enorm. Für den großen Rest von uns, sind sie bedeutungslos.

Glutenfreie Produkte in der Realität

Glutenfreie Backwaren werden in der Regel auf Basis von Mais- oder Reismehl hergestellt. Beide sind arm an Eiweiß, Ballaststoffe und weiteren wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen. Spezielle glutenfreie Produkte sind sie durchschnittlich zucker- und fettreicher, enthalten mehr Salz und kosten deutlich mehr als vergleichbare ungelabelte Ware.9

Willst du deiner Gesundheit und deinem Geldbeutel wirklich helfen, lässt du glutenfreie Produkte links liegen und greifst auf vollwertige Getreideprodukte zurück.

Soja: Willkommen im Reich der Mythen

Die Warnungen und Behauptungen rund um den Konsum von Soja sind vielseitig.

Männern wachsen Brüste. Frauen bekommen Brustkrebs. Tofu zerstört den Regenwald…

Fakt oder Fake?

Soja als scheinbare Quelle für Phythohormone
Phytoöstrogene im Check

Liebe männliche Zeitgenossen und Damen, die sich ihren BH auch in der Zukunft nicht mit ihren Liebsten teilen möchten. Tauscht lieber das Bier gegen ein leckeren Sojadrink aus. Soja lässt keine Brüste wachsen! Leider auch nicht bei Frauen.

Fakt ist: Sojabohnen enthalten sogenannten Isoflavone. Das sind spezielle Phytonährstoffe. Umgangssprachlich sekundäre Pflanzenstoffe. Zu den sekundäre Pflanzenstoffe gehört eine extrem große Gruppe ganz unterschiedlicher chemischer Verbindungen, die wie der Name bereits andeutet in Pflanzen enthalten sind. Sekundär heißen sie, weil sie für die Pflanze nicht lebensnotwendig sind.

Neben bekannten Stoffen wie Koffein und Nicotin zählen auch Terpene, Polyphenole und eben Isoflavone zu den sekundären Pflanzenstoffen. Isoflavone werden zudem der Untergruppe der Phytoöstrogenen zugeordnet. Das klingt stark nach pflanzlichen Hormonen. Aber: Phytoöstrogen ≠ Östrogen. Die „Pflanzenhormone“ sind unseren zwar im Aussehen recht ähnlich, wirken aber anders.

Eine Sojabohne kann schließlich weder was mit Brüsten noch mit Testosteron gestärkten Muskeln anfangen. An dieser Stelle erspare ich uns den Ausflug in die Chemie und tiefe Biologie und fasse die Ergebnisse sehr vieler Studie zu der Wirkung von Isoflavonen bzw. Sojakonsum auf MENSCHEN zusammen.

Das sagt die Wissenschaft

In normalen Mengen sind Isoflavone sehr gesund.

Männern wachsen durch ihnen keine Brüste und auch ihr Testosteronhaushalt wir nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil! Sojabohnen stecken randvoll mit hochwertigen Sojaprotein. Sojaprotein hat eine fast so gute biologische Wertigkeit wie das allseits beliebte Whey-Protein.

In den viel konsumierte Bier sind Proteine hingegen Mangelwahre. Dafür enthält Hopfen ebenfalls Phytohormone.1 In „normalen Mengen“ ebenso harmlos wie Soja-Isoflavone. Aber oft bleibt es nicht bei einem Bier in der Woche (oder der Stunde). Die regelmäßig aufgenommenen Mengen sind deutlich höher. Entscheidender aber sind nicht die Phytohormone, sondern die Kalorien. Die gefürchteten „Bier-Titten“ sind eine Folge von Übergewicht. Im Durchschnitt zeigen Untersuchungen, dass ein höherer Alkoholkonsum/Bierkonsum zu einem höheren Gewicht führt. Zumindest bei Männern. Bei Frauen ist die Sache nicht so eindeutig.

Übergewicht bedeutet vor allem bei Männern auch mehr Bauchfett. Das Bauchfett wiederum ist sehr „Stoffwechselaktiv“. Bedeutet konkret: Im Bauchfett entstehen Hormone. Diese wirken sich negativ auf die Testosteronproduktion aus. Als Folge verlieren Männer nicht nur ihre Libido, sondern auch einen Teil ihrer Muskeln und entwickeln stattdessen Brüste.

Soja in den Wechseljahren

Aber auch sportdistanzierte Frauen gehen nicht leer aus. Isoflavone wirken zwar nicht wie Östrogen, können aber durch ihre chemische Ähnlichkeit einige Symptome der ungeliebten Wechseljahre lindern. 2 Speziell Hitzewallungen werden bei vielen Frauen durch den regelmäßigen Konsum sojareicher Lebensmittel deutlich reduziert.

Wirkt leider nicht bei Allen, aber ein Versuch ist es auch für Nicht-Veganerinnen wert.

Beim Sojakonsum und Brustkrebsrisiko liegt eine inverse Beziehung vor. Das heiß: Mehr Soja = weniger Brustkrebs.3 Ich würde nicht so weit gehen, dass man mit den täglichen Genuss von 3 Kilogramm Tofu jegliches Risiko für Brustkrebs aus der Welt schafft, aber es zeigt sich eindeutig, dass Soja und die darin enthaltenen Isoflavone sich positiv auf deine Gesundheit auswirken und die Angst vor Tofu-Brustkrebs unbegründet ist.4  

Soja und die Vernichtung des Regenwaldes

Ja, Soja zerstört den Regenwald! Seit 2000 hat sich die Anbaufläche von Soja in Südamerika mehr als verdoppelt. Von 26.400 auf 55.100 Quadratkilometer.5,6 Zum Vergleich: Niedersachsen als zweitgrößtes Bundesland in Deutschland hat eine Größe von 47.700 Quadratkilometer.

Auf Grund der klimatischen Bedingungen ist das Amazonasgebiet besonders gut für den Anbau von Soja geeignet. Fazit: Tofu als Regenwaldmörder!?

Nein! 70 bis 75 Prozent des in Südamerika angebauten Sojas landet in den Trögen sogenannter Nutztiere. Um zum Beispiel die 22,3 Millionen Schweine in deutschen Ställen zu mästen.7

Soja in Tofu und veganen Burgern stammt hingegen zum Großteil aus Europa. In einigen Fällen noch aus Kanada. Immer häufiger kommt die kleine Wunderbohne auch direkt aus Deutschland.8

Die Anbaufläche von Soja in Brasilien ist so groß wie NiedersachsenBrasi

Einseitige Ernährung als Folge wirklicher Unverträglichkeiten und Allergien

Selbstverständlich gelten die Aussagen nur für gesunde Personen ohne Unverträglichkeiten und Allergien. Leidest du unter Zöliakie, oder einer Sojaallergie, musst du deinen Speiseplan entsprechend anpassen.

Lässt du in Rahmen einer diagnostizierten Zöliakie einfach nur Getreide weg und ersetzt es nicht du nährstoffreiche Pseudogetreide, Hülsenfrüchte und Co. kann es schnell zu Mängeln in deiner Vitamin- und Mineralstoffversorgung kommen. Glutenfreie Fertigprodukte sind oftmals arm an Ballaststoffen und Proteinen.

Gerne unterstütze ich dich bei deinen Weg zu einer ganzheitlich orientierten Ernährung, die deine individuellen Bedürfnisse berücksichtigt. Vereinbare einfach ein kostenloses Vorgespräch und wir schauen gemeinsam wie trotz deiner Einschränkungen dich genussvoll und abwechslungsreich ernähren kannst.

Fazit

Wenn du keinen individuellen Unverträglichkeiten hast, solltest du deinen Speiseplan nicht unnötig einschränken. Nutze lieber die gesamte kulinarische Vielfalt pflanzlicher Lebensmittel.

Iss was dir schmeckt!

Die Gesundheitsgefahren einer einseitigen Ernährung sind im Gegensatz zu den pseudopopulären Behauptungen einiger Ernährungsgurus definitiv bewiesen. 

Lässt du beispielsweise Sojabohnen und weitere Hülsenfrüchte weg, wird es komplizierter für dich, deinen Eiweißbedarf zu decken. Fehlt vollwertiges Getreide in deiner Ernährung, mangelt es an B-Vitaminen und Ballaststoffen. Bei Low Carb wirst du dich in kurzer Zeit nur noch kraftlos durch den Tag schleppen, weil die wertvolle Energie aus Kohlenhydraten fehlt. Von deiner Konzentration ganz zu schweigen. Dein Gehirn funktioniert nur mit Kohlenhydraten! Und ein weiterer entscheidender Faktor: Es schmeckt nicht! Was bleibt übrig, wenn du dich Low Carb, gluten- und sojafrei, paleo und histaminarm ernährst? Im dritten Teil erfährst du, warum vegane Ernährung nicht automatisch gesund ist.

Frei von...Geschmack und Nährstoffe

Fühlst du dich nach dem Essen oft unwohl, leidest unter Bauchschmerzen und Blähungen, kann eine Lebensmittelunverträglichkeit dahinterstecken. Lass deine Symptome am besten durch ärztliches Fachpersonal abklären. Durch verschiedene Atem- und Bluttests können Ärztinnen und Ärzte genau untersuchen ob du an einer oder mehreren Unverträglichkeiten leidest.

Auch ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann dir helfen, deine individuell optimale Ernährung zu finden. Mit einer genauen Auswertung deiner Beschwerden und deiner aktuellen Nährstoffversorgung begleite ich dich persönlich auf deinen Weg. Melde dich einfach für ein 

Quellen

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